Autor: Lukas Mayrhofer

Für manche klingt der Begriff NFT vielleicht noch wie ein fremder TV-Sender, oder wie eine fälschliche Abwandlung der amerikanischen Football-Liga, doch dahinter steckt eine Innovation, die uns wohl noch länger und intensiver beschäftigen wird. Im Jahr 2021 schätzte die renommierte New Yorker Investmentbank Goldman Sachs das Marktvolumen für NTFs auf rund 17 Milliarden Dollar und selbst eine altehrwürdige Kunst-Institution wie das Wiener Belvedere verkaufte Anfang des Jahres 10.000 virtuelle Teile vom wohl berühmtesten Werk Gustav Klimts, dem Kuss. Wie du siehst, ist dieses Thema bereits in der Mitte der Gesellschaft angekommen, aber was bedeutet NFT überhaupt und wie funktioniert es?

Was heißt NFT und wo wirds es schon angewandt?

Gibt man im ersten Quartal 2022 den Begriff NFT auf Google ein, erscheinen circa 3.120.000. 000 Suchergebnisse, doch hierzulande ist die Langfassung dieser Abkürzung, also Non Fungible Token, noch nicht allzu bekannt. Frei übersetzt bedeutet das so viel wie nicht ersetzbare, einzigartige Jetons, die virtuelle Originale darstellen. 

Dabei ist das Prinzip verwandt mit jenem von Bitcoin: beide basieren auf der Technologie der Blockchain (kryptografische Datenbank), sind frei zugänglich und bieten teilweise die Möglichkeit zur Wertsteigerung. So werden diese Token auch für die breite Masse als Vermögensobjekt interessant. Hierbei muss allerdings auch angemerkt werden, dass eine sichere Speicherung essenziell ist und am NFT-Markt ähnlich wie bei den Kryptos eine beachtliche Volatilität vorherrscht.

Kauft man beispielsweise wie eingangs erwähnt ein NFT vom Kunstwerk Klimts, so wird man Eigentümer eines Unikats, das keinem anderen gleicht und nicht zu reproduzieren ist. Durch einen sogenannten „Smart Contract“ (virtueller Vertrag) wird man transparent auf der Blockchain als Eigentümer hinterlegt und verfügen darüber kann man mit einem Private Key. Urheberrechte werden durch den Kauf eines NFTs via Kryptowährung allerdings aber nicht automatisch verbrieft. Momentan werden noch die meisten Zahlungen mit der Kryptowährung Etherum abgewickelt, weshalb man eine solche Wallet gut benötigen kann. 

Abseits vom boomenden Kunstmarkt ist der NFT-Anwendungsbereich noch viel weitreichender und vielfältiger. Weltbekannte Brands wie Nike, Adidas oder Gucci haben schon ihre eigenen tokenisierten Projekte gelauncht. Der Sportartikel-Gigant mit dem Swoosh hat dazu sogar ein NFT-Startup übernommen. Der Nike-CEO Donahoe begründete dies folgendermaßen: „Diese Übernahme ist ein weiterer Schritt, der die digitale Transformation von Nike beschleunigt und es uns ermöglicht, Athleten und Kreative an der Schnittstelle von Sport, Kreativität, Gaming und Kultur zu bedienen.“

Auch Musiker wie John Legend, Jay Z oder Cro sind ebenfalls bereits in diese Materie eingetaucht. Schließlich können auf diese Weise verschiedenste Produkte für Musikliebhaber oder sogar Konzerte angeboten werden. Die amerikanische Basketball-Liga (NBA), oder der österreichische Fußallbund (ÖFB) haben Sammelkarten-Projekte veröffentlicht, um die Bindung zwischen Teams und Fans zu steigern. Selbst Player aus der Immobilien-Branche sind auf die virtuellen Zertifikate aufmerksam geworden. So wurden in den Online-Welten „Decentraland“ oder „Sandbox“ virtuelle Grundstücke zu teilweise beachtlichen Preisen an den Mann gebracht – Verkäufe im Millionenbereich haben schon mehrmals stattgefunden. Statt eines physischen Grundbuchauszuges gibt es dabei ein Zertifikat in Form eines NFTs für den Höchstbieter. Platzmangel oder Wertminderungen durch Naturkatastrophen gibt es in dieser Umgebung nicht, allerdings droht im Gegensatz zum physischen Objekt die Gefahr eines Hackerangriffs.

Wie stelle ich ein NFT her?

Du fragst dich vielleicht nun, ob du selbst in dieser neuen und disruptiven Welt etwas mitmischen kannst. Die Antwort darauf lautet ja. Grundsätzlich ist die Herstellung eines NFTs nicht auf einzelne Berufsgruppen oder Personenkreise beschränkt und auf gewissen Plattformen ist sie sogar kostenlos, allerdings sollte eine Checkliste beachtet werden:

  • Besitz einer Kryptowährung, bevorzugt Etherum (ETH) inklusive einer dazugehörigen Wallet
  • Auswahl einer Handelsplattform wie beispielsweise OpenSea, Binance, Rarible, SuperRare oder Coinbase
  • Upload der gewünschten Datei (z.B. PNG) auf der gewählten Handelsplattform
  • Hinzufügen einer genaueren Beschreibung oder Erklärung
  • Bestimmung der Art des Verkaufes (Auktion oder Festpreis)
  • Festlegung, ob Tantiemen gewünscht sind. Dabei wird ein fixer Prozentsatz pro Weiterverkauf veranschlagt.

Hierbei muss allerdings auch erwähnt werden, dass nicht jedes verschwommene Urlaubsfoto und nicht jede beliebige Freihandzeichnungen einen Markt finden werden. In diesem Bereich gilt wie so oft: Qualität schlägt Quantität.

Was wird die Zukunft bringen?

Der deutsche Schriftsteller Joachim Ringelnatz meinte mal, dass sicher sei, dass nichts sicher sei. Fest steht, dass wir trotz der bemerkenswerten Bemühungen großer Institutionen und Konzerne erst am Anfang einer Entwicklung stehen und sich noch nicht alle Nutzungsszenarien für diese Technologie genau definieren lassen beziehungsweise sich kein genauer Timetable am heutigen Tag erahnen lässt.

Klar gibt auch zu dieser Thematik skeptische Stimmen, aber diverse Experten sagen für 2022 ein vielversprechendes NFT-Jahr voraus. Alfred Taudes, Universitätsprofessor für Kryptookönomie an der WU Wien und wissenschaftlicher Leiter des Austrian Blockchain Center, bezeichnete NFTs im Rahmen eines Fach-Events bereits als Gamechanger. Der CEO eines Wiener Fintechs, in das Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner investiert hat, sieht dies in einem Interview mit t3n.de ähnlich. Laut ihm gibt es einen relevanten Use-Case und er sieht die Möglichkeit, dass der Markt für NFTs womöglich sogar größer werden kann als jener der Kryptowährungen. Der Datenriese Meta hat diesbezüglich schon einiges in der Pipeline. So soll auf ihrer Plattform die Kreation und der Verkauf der digitalisierten Wertgegenstände zukünftig ermöglicht werden. Immerhin sind die Begriffe Metaverse und NFT eng miteinander verbunden.

Um den Sprung von einem boomenden Buzzword samt Zukunftsversprechen hin zum tatsächlichen Einzug in den Alltag der Mehrheit der Bevölkerung zu schaffen, wird es noch mehr Zeit, Aufklärung und weitere Vorzeigeprojekte benötigen, doch Insider sind sich einig, dass NFTs gekommen sind, um zu bleiben.